Wie kann Gartendenkmalpflege in Schlossparks und -gärten heute gelingen? Die Vorsitzende der Freunde und Förderer der Preußischen Schlösser und Gärten in Berlin und Brandenburg, Barbara Schneider-Kempf, spricht mit Ludwig Greven über den Erhalt dieses Weltkulturerbes in Zeiten von Trockenheit und Waldsterben.

Ludwig Greven: Sie haben Architektur studiert, dann aber lange in Bibliotheken gearbeitet, die Universitätsbibliothek Potsdam aufgebaut und 18 Jahre lang die Staatsbibliothek Berlin geleitet. Wie kam es, dass Sie nun Vorsitzende der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten sind?

Barbara Schneider-Kempf: Dass ich gefragt wurde, lag wohl daran, dass ich durch meine Tätigkeit in der Staatsbibliothek in der Kultur enorm gut vernetzt bin. Und dass ich mich da um die Buch-Sammlungen der Preußen gekümmert habe. Das war nah dran.

Hatten Sie denn schon immer ein Faible für Schlösser und Parks?

Grundsätzlich ja. Bereits in meinem Studium habe ich mich auch mit Gartenarchitektur beschäftigt. Die großen Namen wie Peter Joseph Lenné oder Fürst Pückler, die einige der Preußischen Schlossanlagen geschaffen haben, waren mir dadurch geläufig.

Sind für Sie Gartenanlagen Kunst?

Unbedingt. Die Preußischen Schlösser und Gärten sind ein riesiges UNESCO-Weltkulturerbe, nicht nur Schloss Sanssouci.

Wie ist dieses Ensemble der Schlossparks entstanden?

Das hat sich an den jeweiligen Herrschern orientiert, die mehr oder weniger der Gartenarchitektur zugeneigt waren. Friedrich der Große hat nicht nur das Schloss Sanssouci gebaut, sondern auch für den Garten Vorgaben gemacht. Seine Nachfolger haben ihre jeweils eigenen Akzente gesetzt. Dadurch gibt es eine enge Verbindung zwischen der Hohenzollern-Dynastie und diesen Anlagen. Unsere Aufgabe als Stiftung und Freundeskreis ist, die Schlösser und die umgebenden Parks zu erhalten.

Drückt sich in den Parks auch das jeweilige Herrschaftsverständnis aus?

Es gab und gibt unterschiedliche Stile, man könnte auch sagen: Moden – vom Barockgarten bis zum Englischen Garten. Das hat jeweils die Fürsten und Könige beeinflusst.

Nach dem Sturz der Monarchie gingen die Schlösser und Parks 1927 in den Besitz der Stiftung. Ist es heute noch sinnvoll, sie als Preußisches Erbe zu bewahren?

Es geht um den historischen Rahmen. Jeder, der sich mit den Preußischen Schlössern und Parks beschäftigt, merkt sowohl die große Vielfalt wie auch die Alleinstellung dieser Anlagen. Dieses historische Band gilt es zu würdigen.

Das Preußentum ist hoch umstritten. Kulturstaatsministerin Claudia Roth und andere wollen die Stiftung Preußischer Kulturbesitz umbenennen. Ist das auch bei der Schloss- und Parkstiftung ein Thema?

Die Kunstsammlungen und die Staatsbibliothek zu Berlin haben nur noch begrenzt mit den Preußischen Anfängen zu tun. Aber die Schlösser und Parks sind zutiefst Preußen. Deshalb hat der Generaldirektor unserer Stiftung, Christoph Martin Vogtherr, sehr klar gesagt, dass es bei dem Namen bleibt.

Wie bringen Sie dieses spezielle preußische Erbe nicht nur den 1.300 Freunden und Förderern, sondern auch den Besuchern nahe?

Vor allem durch Führungen. Als Freundeskreis ist unsere Aufgabe das Einwerben von Spenden und die Vermittlung. Dazu gehören auch Vorträge und Veranstaltungen. Für einige der Anlagen gibt es auch schon Apps. Im Grunde muss die kulturelle Bildung im Kindergarten anfangen. Wir haben die Erfahrung gemacht: Wenn man Kindern die Parks und Schlösser in kindgerechter Weise nahebringt, sind sie z. B. bei Vandalismus – für uns leider ein großes Thema – sehr aufmerksam und weisen ihre Eltern darauf hin.

Schlösser kann man restaurieren und so bewahren. Aber wie macht man das bei Parks, deren Bäume und Pflanzen nur eine begrenzte Lebenszeit haben?

Auch die Gärten werden in ihrer Struktur konserviert. Die ist nicht verhandelbar. Wie die Beete und Pflanzungen angelegt wurden, so bleibt es. Das folgt aus der Idee der Garten-Denkmalpflege.

Aber ist das nicht extrem museal? Gärten sind lebendig, sie verändern sich mit den Jahreszeiten, auch die Stile der Anlagen haben sich schon bei den preußischen Erbauern gewandelt.

Ein Denkmal ist ein Denkmal, das gilt auch für Parks. Der Klimawandel zwingt allerdings zu Anpassungen. Wenn Pflanzen absterben und es keinen Sinn macht, sie durch gleiche zu ersetzen, muss man überlegen. So weit ist es noch nicht. Aber es gibt Aussagen auch unseres Generaldirektors, dass es in 50 Jahren andere Gärten sein werden.

Das Baumsterben und die große Trockenheit trifft auch Sie?

Ja, absolut. Wir haben noch keine Antworten darauf. Aber das steht im Raum. Wir wollen deshalb als Freundeskreis am Rand des Parks Sanssouci und in anderen Parks Baumschulen anlegen. Denn Erfahrungen haben gezeigt, dass Bäume, die am gleichen Standort erzogen wurden, besser gedeihen, als wenn man sie von woanders holt. Auch andere Parkanlagen experimentieren damit. Probiert wird auch eine Impfung der Bäume mit Nährstofflösungen.

Ihre Förderer haben in der Vergangenheit vor allem für Erwerbungen für die Schlösser oder Restaurierungen gespendet. Sind sie auch für solche neuartige Projekte zu gewinnen?

Nicht ganz so leicht, wie ich es mir vorgestellt habe. Es ist ein großer Schwenk von einer Spende für eine Skulptur zum Thema Nachhaltigkeit. Aber das wird klappen.

Vielen Dank.

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 06/2023.