Der Splitter Verlag zählt zu den bekanntesten deutschen Comic-Verlagen. 2006 gründete der heutige Geschäftsführer Dirk Schulz diesen zusammen mit Delia Wüllner und Horst Gotta. Was macht den Splitter Verlag erfolgreich, und vor welchen Herausforderungen steht er heute? Politik & Kultur hat nachgefragt.

Was kennzeichnet den Splitter Verlag? Wofür stehen Sie als Verlag, und worin sehen Sie Ihre Aufgabe?

Der Splitter Verlag steht seit seiner Gründung 2006 für hochwertige Comics, vor allem im Albenformat, aus dem frankobelgischen Raum. Mittlerweile publizieren wir auch US-amerikanische Comics und legen mit unserem toonfish-Imprint einen Schwerpunkt auf Comics für Kinder und Jugendliche. Splitter sollte seinerzeit eine Lücke in der deutschsprachigen Verlagslandschaft füllen, nämlich die, mit professionellem Anspruch frankobelgische Comics zu verlegen. Wir legen Wert auf größte Sorgfalt bei der Redaktion und im Herstellungsprozess und sind bekannt für die aufwendige Aufmachung unserer Hardcover-Bücher sowie eine intensive Pflege der Backlist, wodurch unsere Comics so gut wie durchgängig verfügbar bleiben – das war und ist bei vielen anderen Comic-Verlagen nicht selbstverständlich. Das Vertrauen unserer Leserinnen und Leser, unserer Fans, liegt uns sehr am Herzen, ebenso wie die Förderung von Nachwuchskünstlerinnen und -künstlern, die sich den Genres Fantasy und Science-Fiction verschrieben haben, denn solche Comic-Werke haben es immer noch tendenziell schwerer, in Deutschland einen Verlag zu finden.

Was macht Ihr Verlagsprogramm aus? Welche Highlights gibt es? An welche Zielgruppe richten sich diese?

Unser Programm ist sehr vielgestaltig: Fantasy, Science-Fiction, Western und Kinder-Comics bilden einen starken Kern, aber Splitter führt auch ein breites Programm an Comic-Adaptionen diverser Klassiker, von der »Ilias« über »Sherlock Holmes« bis hin zu »1984«, bietet realistische Graphic Novels zu Themen aus zeitgenössischen Themenbereichen wie Queer-Culture und Leben im Alter an, und hin und wieder findet auch ein Sach-Comic seinen Weg in unser Programm, z. B. über die Geschichte der Science-Fiction. Wenn man einen roten Faden im Verlagsprogramm definieren möchte, dann am ehesten den, dass alle Werke, die bei Splitter erscheinen, zeichnerisch gekonnt sind. Damit ist nicht gemeint, dass sie einen bestimmten Stil bedienen, sondern dass die Zeichnerinnen und Zeichner ihr Handwerk zu 100 Prozent verstehen. Eine einzelne Zielgruppe haben wir nicht, uns ist wichtig, dass jede und jeder in unserem Angebot ein passendes Buch finden kann und dass Splitter die gesamte Bandbreite der »Neunten Kunst« abdeckt. Dennoch sind bestimmte Werke natürlich beliebter als andere. Besonders hervorzuheben sind neben den Comic-Alben aus der Welt der Schlümpfe einige Adaptionen von crossmedial populären Stoffen, z. B. »Enola Holmes«, »Metro 2033« oder »Dune«, aber auch herausragende Comic-Serien wie »Schloss der Tiere«, eine Re-Interpretation von »Farm der Tiere«, dem exzellenten Steampunk-Stoff »Lady Mechanika« oder unser Allzeit-Bestseller »Die alten Knacker«, der auch in seinem Ursprungsland Frankreich ein Phänomen darstellt.

Welche Herausforderungen stellen sich Ihnen als Comic-Verlag? Was fordern Sie ggf. von der Kulturpolitik in der aktuellen Situation?

Seit Beginn des Ukrainekrieges und der damit verbundenen wirtschaftlichen Verwerfungen bereiten uns Comic-Verlagen vor allem die Produktionspreise unserer Bücher Sorgen. Als vergleichsweise großer Verlag mit breiter Fanbasis und vielen Vertriebsstellen ist Splitter noch recht gut aufgestellt – viele Comic-Kleinstverlage stecken bereits jetzt in existenzieller Not. Ob diese akute Krise kulturpolitisch gelöst werden kann, ist eine Frage, die wir nicht beantworten können. Allgemeiner gesprochen ist der Comic als Kunstform in Deutschland immer noch extrem vernachlässigt, speziell im Vergleich zu anderen Sektoren. Stipendien für Künstlerinnen und Künstler sind extrem selten und frugal und zwängen diese oft in thematische Korsette oder sind sehr eng fokussiert. Strukturelle Förderungen für Verlage sind noch seltener – das betrifft allerdings nicht nur Comic-Verlage. Dennoch muss man festhalten, dass die Comic- und vor allem die Manga-Szene in den letzten Jahren einen starken Aufschwung bei Leserinnen und Lesern sowie im Handel erlebt hat, auch wenn dieser sich in der Kulturpolitik gar nicht und in der journalistischen Medienlandschaft nur langsam abbildet.

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 05/2023.