A rchäologische Funde sind in all ihrer Vielfalt und Komplexität in nahezu allen Regionen Deutschlands wichtige Zeugnisse einer Jahrtausende anhaltenden Menschheitsentwicklung. Schon seit mehreren Jahrhunderten haben sie Menschen angeregt, sich mit den Hinterlassenschaften vergangener Zeiten zu beschäftigen. Die Archäologie entwickelte sich im 19. Jahrhundert zu einer Wissenschaft, die auch Laien in ihren Bann zog. So gelangten zahlreiche dem Boden entnommene Gegenstände nicht nur in überregionale Museen, sondern auch in Sammlungen kleinerer Stadt- und Dorfgemeinden. Heute mehr denn je unterliegt das archäologische Erbe Umwelt- und Bewirtschaftungseinflüssen sowie dem Klimawandel. Besonders auf land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen unterliegen Bodendenkmäler einer schleichenden Zerstörung durch mechanische Bodenverlagerungen, Erosion und Schadstoffe. In Feucht- und Moorgebieten stellen Maßnahmen zur Absenkung des Wasserspiegels, die Austrocknung durch klimatische Veränderungen sowie der Torfabbau eine große Gefahr für archäologische Strukturen und historische Umweltarchive dar. Um diesem entgegenzuwirken, hat sich die archäologische Denkmalpflege zusammen mit dem Landwirtschaftssektor schon vor einigen Jahren das Ziel gesetzt, geeignete Maßnahmen zur Bewahrung archäologischer Ressourcen auf landwirtschaftlichen Nutzflächen zu entwickeln und umzusetzen. Hier könnte neuartigen Methoden des Monitorings mithilfe von Luft- und Erdbeobachtungssystemen zukünftig eine wichtige Rolle zukommen. 

Angesichts der in den letzten Jahren stetig zunehmenden Gefährdung von Bodendenkmälern und Funden bleibt die Bewahrung und Pflege der öffentlich zugänglichen Bodendenkmäler und archäologischer Materialien in lokalen Museen und Heimatstuben von großer Bedeutung. Seit dem 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart haben sich in den ländlichen Räumen viele Initiativen für den Erhalt, die Erforschung und die Vermittlung des kulturellen Erbes gebildet, das fest im Bewusstsein der lokalen Bevölkerungen verankert ist. Als eindrucksvolle Beispiele seien hier die fast 40.000 Jahre alten, frühesten figürlichen Kunsterzeugnisse der Menschheitsgeschichte aus den Höhlen der Schwäbischen Alb, das nordfriesische Wattenmeer um Hallig Hooge als Relikt einer untergegangenen Kulturlandschaft, die jungstein- und bronzezeitlichen Pfahlbauten in der Bodenseeregion, die prachtvolle Ausstattung des frühkeltischen Fürstengrabes von Eberdingen-Hochdorf oder der vor mehr als 30 Jahren entdeckte Ort der legendären Varusschlacht im Teutoburger Wald genannt. Solche Orte schaffen in ländlichen Räumen Verbundenheit, Geschichtsbewusstsein, Identität und einen kulturellen Anker, haben aber auch touristisches und wirtschaftliches Potenzial. 

Getragen werden die Einrichtungen oft von Gemeinden mit knappen Haushaltskassen und ehrenamtlich in Vereinen engagierten Bürgerinnen und Bürgern. Doch diese Menschen müssen motiviert werden, ihre Zeit, Kompetenzen und Ideen in den Dienst dieser Aufgabe zu stellen. Förderer vor Ort werden benötigt, um die immer wieder notwendig werdenden Ausgaben zu finanzieren. Die Rahmenbedingungen sind dafür seit Jahren allerdings in etlichen Bereichen schlechter geworden. Viele früher in Dörfern und Kleinstädten selbstverständliche Einrichtungen nicht nur des kulturellen, sondern auch des gesamten gesellschaftlichen Lebens sind verschwunden: Schulen, Läden, usw. Auch heute sind Museen und Heimatstuben beliebte Treffpunkte und fester Bestandteil des kulturellen Lebens der Gemeinden und bieten regelmäßige Veranstaltungen wie Vorträge und Lesungen, regionale Feste und vieles mehr.  

Die Öffentlichkeit und die Politik haben die Negativentwicklungen der ländlichen Räume in den letzten Jahren wahrgenommen und suchen nach Mitteln, um diesen gegenzusteuern oder sie zumindest abzufedern. Als eine Konsequenz wurde 2020 durch Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien das beim Deutschen Verband für Archäologie (DVA) angesiedelte »Soforthilfeprogramm Heimatmuseen« ins Leben gerufen. Damit konnten mit Bundesmitteln in 148 Projekten bundesweit investive Maßnahmen in Museen und an archäologischen Stätten in ländlichen Räumen gefördert werden. 2021 wurde das Programm neu aufgelegt und um den Programmteil »Landwirtschaftliche Museen« erweitert, wodurch mehr als 300 Einrichtungen gefördert werden konnten. Auch 2022 ist im Juli ein Soforthilfeprogramm Heimatmuseen an den Start gegangen. Die hohe Nachfrage über mehrere Jahre zeigt, dass die Ergänzung der föderalen Angebote durch eine bundesweite Förderung dem Bedarf der Museen und Stätten entgegenkommt. Gleichzeitig ist das Programm auch ein Zeichen des Wahrnehmens und der Wertschätzung der Belange der aktiven Kulturträger in ländlichen Räumen. Dieses Anliegen ist dem DVA besonders wichtig, denn auch strukturschwächere Räume müssen lebenswert bleiben. 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 10/2022.