Wie wird man heute eigentlich Archäologe bzw. Archäologin? Welche genauen Berufsbilder und zugehörigen Ausbildungswege gibt es? Moritz Fischer ist selbst Student der Archäologie und kennt Antworten auf diese Fragen. 

Welche Wege zum Beruf Archäologe bzw. Archäologin gibt es?  

Wenn man sich schönerweise entschieden hat, Archäologin oder Archäologe werden zu wollen, führt der generelle Ausbildungsweg über die Universität. Dort ist der Einstieg ohne NC und mit bereitwilliger Unterstützung von älteren Studierenden geradezu leicht. Nur die mannigfaltigen Unterteilungen in Fachrichtungen oder die unterschiedlichen Studienverläufe können etwas verwirren, da jeder Standort – fast garantiert – alles anders organisiert hat. Das bringt die Chance mit sich, eine große Auswahl an Studienverläufen zu haben, jedoch auch die Schwierigkeit, überhaupt erst mal durchzublicken.  

Andere Wege in das Arbeitsfeld der Archäologie gibt es auch: Als Grabungstechniker oder Grabungstechnikerin z. B. braucht man eine dreijährige Ausbildung zusätzlich zu einer abgeschlossenen Lehre. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass jeder, der gerne wissenschaftlich arbeiten möchte und vom Themengebiet fasziniert ist, mit offenen Armen aufgenommen wird. Ist man erst einmal in der Community angekommen, ist es schwer, sich wieder zu lösen. 

Welche Erwartungen sind an das Archäologiestudium gebunden? Wie gestaltet sich dieses? 

So unterschiedlich die Wege durch die Archäologie sind, so divers sind auch die Motivationen, ihn überhaupt zu bestreiten. Ich glaube aber, dass jeder Studierende mindestens mit dem Streben anfängt, die Welt verändern zu wollen. Man will den menschlichen Wissenshorizont vorantreiben, die Ursprünge von uns finden, die Frage beantworten, was es heißt, Mensch zu sein – heute wie gestern und wie sich das zueinander verhält. Archäologie ist nichts für engstirnige Personen. Voller Sturm und Drang beginnt man so den Bachelor, der einem erst mal die Grundlagen vermittelt. Nach drei Jahren ist man fertig und vertraut mit wissenschaftlichem Arbeiten – dem quintessenziellen Unterschied zum Schatzjäger – und weiteren Kernkonzepten des Faches. Wie grabe ich ein Objekt aus, wie gehe ich damit um und wie kann ich das weitervermitteln? Meistens folgt anschließend ein zweijähriger Master an der Uni, in dem man sich fachlich spezialisiert und der Voraussetzung ist für weitere Aufstiegschancen. 

Welche konkreten Berufsperspektiven gibt es? 

Wer auf diese Frage leise »Taxifahrer« gekichert hat, dem fehlt es nicht nur an Humor, sondern auch an Vorstellungskraft. Trotzdem, dass wir ein nummerisch Kleines Fach sind, gibt es viele Möglichkeiten, sich beruflich auszuleben. Mit Archäologie wird in der Öffentlichkeit meist das Ausgraben selbst assoziiert, was aber nur einen kleineren Teil der archäologischen Arbeit ausmacht. Das Aufbewahren in Archiven und Magazinen, das Vermitteln durch Museen und das Aufarbeiten durch die Forschung etc.: Alle diese Aufgaben brauchen Fachpersonal, das mit einem abgeschlossenen Archäologiestudium qualifiziert ist. Das Verlagswesen, Zeitungen oder neue digitale Formate, sind ebenfalls Tätigkeitsfelder, in denen auf Sprache sensibilisierte Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftler leicht tätig werden können. Die Schwierigkeit besteht dabei für Neueinsteiger besonders im Finden von dauerhaften Anstellungen. Mit eigenen Kindern für ein Forschungsprojekt zwei Jahre lang umzuziehen ist schwierig, besonders wenn sich das zyklisch wiederholt. Um den Einstieg zu erleichtern und durch Vernetzung stabilere Arbeitsbedingungen zu schaffen, wurden dafür aus eigener Kraft Organisationen geschaffen, die versuchen, als Vermittler weiterzuhelfen. Als Beispiel möchte ich den Deutschen Archäologen-Verband (dArV) und den Dachverband archäologischer Studierendenvertretungen (DaSv) nennen, die konkret eine Anlaufstelle für Werdende oder Suchende sind. Der Punkt ist auch hier: Man hilft sich gegenseitig, soweit es geht. Dass Stellen in der Forschung – der allgemeinen Neutralität der Wissenschaft und den Zielen der Bundesregierung widerstrebend – gestrichen werden, schafft aber auch der solidarischste Zusammenschluss des Faches nicht zu überwinden.

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 10/2022.